Mein Wunsch als Bauunternehmer an die Normenkommission wäre: Normen sollten nur noch die Eigenschaften eines Mischguts definieren, nicht aber die Zusammensetzung. Der Definition der Leistungs- anforderungen an ein Mischgut sollte der Vorzug vor der Inhaltsdefinition gegeben werden. Es ist enorm wichtig, dass der Altbelag in grösserem Umfang als bisher wiederverwertet werden kann.
Die KIBAG AG und die Miphalt AG gewinnen wichtige Erkenntnisse in der Herstellung und beim Einbau von Asphalt mit ungewöhnlich hohem RC-Anteil.
Die Bohrkerne mit RC-Raten zwischen 80 % und 100 % wurden den gängigen Tests unterzogen – die Ergebnisse weisen keine signifikanten Unterschiede zum Referenzmischgut ohne RC-Zugabe auf.
Für den RAP-Lagerplatz bei der Miphalt AG in Niederbipp wurde Asphalt mit 80 % und 90 % RC-Anteil verwendet.
Belagseinbau in der neuen RC-Halle mit Mischgut mit 100% Recycling / 3 Bohrkerne aus den Belagsflächen vom Lagerplatz (RC-Anteil 80 – 90 %) / Bohrkern Nr. 9 mit 80 % RC-Anteil

Hohe RAP-Zugaben im Praxistest

Die KIBAG AG und die Miphalt AG gewinnen wichtige Erkenntnisse in der Herstellung und beim Einbau von Asphalt mit ungewöhnlich hohem RC-Anteil.

Interview mit Adrian Meer, Geschäftsführer der KIBAG Bauleistungen, über ­die Verwendung von höheren RAP-Zugaben in der Praxis

Ausgebauter Asphalt ist eine wertvolle Ressource. Die Lagerbestände steigen kontinuierlich, daher sollten möglichst grosse Mengen RAP als Baustoff wiederverwendet werden. Die Miphalt AG in Niederbipp hat Mischgutrezepte mit ungewöhnlich hohen RC-Raten entwickelt. Gemeinsam mit der KIBAG AG wurden die Herstellung und der Einbau dieser Mischgutvarianten erfolgreich duchgeführt. Proben und Tests geben einen positiven Ausblick.

Interview mit Adrian Meer

Adrian Meer: Um dem Überschuss von Altbelag gegenüber der Wiederverwertung Herr zu werden, ist die Verwendung von höheren Recyclinganteilen, als es die Normen zulassen, essenziell. Unsere Erfahrungen zeigen, dass dem Anteil an Recycling nach oben eigentlich keine Grenzen gesetzt sind und dass es auch beim Belagseinbau keine Probleme bereitet. Ich verweise dazu auf unsere Erfahrungen in der Miphalt AG. Bis Langzeiterfahrungen von Belägen mit hohen Recyclinganteilen vorliegen, ist sicherlich insbesondere bei Strassen mit hohen Verkehrsbelastungen wie Kantonsstrassen und Autobahnen Vorsicht geboten.

Adrian Meer: Zum exakten Verhältnis habe ich keine genauen Informationen. Es ist jedoch Tatsache, dass der Einbauanteil von Asphalt mit hohem Recyclinganteil rasant ansteigt. Die KIBAG ist sehr bestrebt, Mischgut mit höheren Recyclinganteilen zu verbauen. 

Adrian Meer: Aus meiner Sicht sind keine Unterschiede feststellbar. Weder haben wir Nachteile beim Einbau, noch können aufgrund von Beprobungen qualitative Mängel festgestellt werden. Aufgrund dieser Erkenntnisse ist auch eine eingeschränkte Langlebigkeit nicht absehbar.

Adrian Meer: Die Thematik wird seit längerer Zeit mit öffentlichen Bauherren besprochen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Gespräche lassen die Kantone Bern und Aargau Recyclingzugaben über den Normen zu. Private Bauherren werden unmittelbar in der Projektumsetzung aktiv auf Beläge mit höheren Recyclinganteilen angesprochen. Zudem laufen politische Bestrebungen und Aufträge, die Normenänderung betreffend der Obergrenze von Recyclinganteilen voranzutreiben.

Adrian Meer: Im Zuge der Befestigung von zusätzlichen Lagerplätzen unseres Partnerbelagswerkes Miphalt AG in Niederbipp wurde gemeinsam das Ziel verfolgt, möglichst hohe RC-Anteile im Mischgut zu verarbeiten. Durch die Miphalt AG wurden fünf Rezepte mit RC-Anteilen zwischen 80 und 90 % erstellt. Beim Einbau durch uns ergaben sich keinerlei Unterschiede zur Verwendung von Mischgut nach Norm, und auch optisch sind auf der Belagsoberfläche keine Unterschiede erkennbar.

Adrian Meer: Sämtliche Auswertungen der Mischgutproben durch das Labor haben gezeigt, dass die vier Mischgüter die Norm und die Anforderungen der Erstprüfungen erfüllen. Das Langzeitverhalten der Belagsflächen wird nun unter Berücksichtigung der Belastung durch den Werkverkehr beobachtet.

Adrian Meer: Bei der Erweiterung der RC-Halle sind wir aufgrund der positiven Erfahrungen noch einen Schritt weiter gegangen: Es wurde ein Rezept mit 100 % RC erstellt. Auch die Beprobung dieser Flächen hat ergeben, dass sich dieses Mischgut innerhalb der Vorgaben der Norm bewegt. Künftige Anwendungsbereiche von Mischgut mit Recyclinganteilen in dieser Grössenordnung sehen wir, bis Langzeiterfahrungen vorliegen, für temporäre Belagsflächen.

Adrian Meer: Der Bauherr muss seine Zustimmung geben, wenn ein eingesetzter Baustoff nicht den Normen entspricht. Der guten Kommunikation mit den Bauherren und der Dokumentation ist daher ein grosses Augenmerk zu schenken. Als Unternehmer müssen wir die normierten Anforderungen an ein Produkt erfüllen, was aber mit Mischgut mit erhöhten Recyclinganteilen bislang immer erfüllt werden konnte. So gesehen haben wir kaum Probleme, und das Risiko ist sehr klein.

Adrian Meer: Die Normen müssen dahin gehend angepasst werden, dass nur noch Eigenschaften definiert sind und die Zusammensetzung den Mischgutwerken überlassen ist. Der Leistungsdefinition sollte der Vorzug vor der Inhaltsdefinition gegeben werden. Diese Anpassungen sind sehr wichtig für die Wiederverwertung von Altbelag im grossen Umfang und müssen schnellstmöglich vorgenommen werden.

Adrian Meer: Ziel der KIBAG als professioneller Strassen- und Belagsbauer ist es, den Überschuss an Altbelag mittels einer möglichst hohen Verwertungsquote zu reduzieren. Wir fördern die Erhöhung von Recyclinganteilen im Mischgut mit Einflussnahme auf Bauherren, Politik und Produktion seit Jahren sehr aktiv. Unsere Vision ist eine ausgeglichene Bilanz zwischen Anfall von Altbelag und Wiederverwendung von Asphaltrecycling.

Adrian Meer

Geschäftsführer der KIBAG Bauleistungen

Adrian Meer (48) ist seit neun Jahren Geschäftsführer der KIBAG Bauleistungen und der neue Vorstandspräsident des Kantonal-Bernischen Baumeisterverbandes. Seit 19 Jahren arbeitet er in der Familienunternehmung im Strassen- und Tiefbau. Zudem steht er als VR-Präsident der Miphalt AG vor, die sich in der Mischgutproduktion stark auf die Wiederverwendung von Altbelag fokussiert.